Mitarbeiterbindung durch betriebliche Gesundheitsförderung – Mehr als nur ein Obstkorb? – BGFZ.live am 20.6.2023

Am 20. Juni 2023 fand wieder unsere BGFZ.live Veranstaltung statt, diesmal mit der Referentin Frau Miriam Schöpp vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA). Bereits der Titel der Veranstaltung "Mitarbeiterbindung – Mehr als nur ein Obstkorb“ machte auf die Verbindung zwischen Mitarbeiterbindung und Gesundheit aufmerksam. Wie kann man Mitarbeiter:innen an das eigene Unternehmen binden und was hat das Ganze mit Gesundheit zu tun? Dieser großen Frage gingen wir gemeinsam mit unseren Teilnehmenden und Frau Schöpp nach.

Gleich zu Beginn wurde deutlich: Gesundheit ist ein hohes Gut und wichtig für das gesamte Unternehmen. Denn wenn betriebliche Gesundheitsförderung im Unternehmen angeboten wird, sind Mitarbeitende dadurch nicht nur leistungsfähiger und motivierter, sondern fühlen sich auch stärker an das eigene Unternehmen gebunden. Mitarbeiterbindung und Gesundheit gehen also Hand in Hand und das in vielerlei Hinsicht: Zum einen ist der Fachkräftemangel überall bekannt und so haben knapp die Hälfte der Unternehmen Probleme, mit ihren zur Verfügung stehenden Mitarbeiter:innen ihr Arbeitspensum zu schaffen. Die Mitarbeiter:innen sind stärker belastet und fallen dadurch häufiger krankheitsbedingt aus. Die verbliebenen Mitarbeiter:innen müssen diese Mehrarbeit verstärkt auffangen und der Teufelskreis nimmt seinen Lauf. Umso wichtiger ist es, Mitarbeiterinnen im Unternehmen zu halten, um die Arbeitsaufgaben auf möglichst viele Schultern zu verteilen.

Doch einfacher gesagt als getan. Wie kann Mitarbeiterbindung wirklich gut gelingen? Mit Motivationsanreizen, so Frau Schöpp. Wir stellen den Teilnehmenden die Frage: „Was sind für Sie die größten Motivationsfaktoren im Job und was stresst oder demotiviert Sie auf der anderen Seite?“ Als positive Faktoren wurden Anerkennung, Wertschätzung und Eigenverantwortlichkeit genannt, als negative Faktoren Zeitdruck, Stress und schlechtes Betriebsklima. Genau diese Faktoren auch beeinflussen auch maßgeblich die Zufriedenheit, Bindung und die Gesundheit der Mitarbeitenden.

Frau Schöpp stellte anschließend die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Mitarbeiterbindung dar.

Faktor 1 – das Arbeitsklima und die Motivation

Welche Rolle spielen das Arbeitsklima und die Motivation der Mitarbeiter:innen? Stress und Demotivation führen zu mehr Krankheitsanfälligkeit und zu weniger Innovation und Leistung. Andersherum führen die Abwesenheit von Stress und eine hohe Motivation zu mehr Gesundheit, Innovation und Leistung. Die Motivation der Mitarbeiter zu erhalten, ist wichtig. Unterschieden wird dabei zwischen der intrinsischen Motivation und der extrinsischen Motivation. Extrinsische Motivation meint die Motivation durch äußere Faktoren wie Geld und Anerkennung. Erhalten werden muss vor allem auch die intrinsische Motivation, d.h. die innere Motivation der Mitarbeiter:innen. Insgesamt nannte Frau Schöpp danach vier Faktoren für die Zufriedenheit der Mitarbeiter: Geld, Work-Live-Balance, Perspektive/Karriere und Familienfreundlichkeit.

Faktor 2 – gesunde Führung

Wie geht gesunde Führung?  Die Führungskraft sollte Wertschätzung zeigen und Konflikte gerecht und unparteiisch lösen können und den Mitarbeiter:innen Handlungsspielraum geben. Sie ist zudem um ein gutes Teamklima bemüht und interessiert sich für das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen. Sie lebt eine Kultur der Offenheit, zu der gegenseitiges Feedback und konstruktive Kritik gehören. Sie stresst sich nicht selbst und legt Pausen ein und fungiert damit als Vorbildfunktion. Die Führungskraft achtet außerdem auf materielle Umstände wie die Arbeitsplatzergonomie. Durch dieses Führungsverhalten werden Gesundheit, Leistungsbereitschaft und die Verbundenheit mit dem Unternehmen gefördert.

Faktor 3 – Gesundheitsförderung

Wie kann Gesundheitsförderung gelingen und zu mehr Bindung beitragen? Die Gesundheit der Mitarbeitenden zu erhalten und zu fördern ist ohne Zweifel essentiell wichtig für die Zukunft des eigenen Unternehmens. Daher sollte das Thema betriebliche Gesundheitsförderung eine große Rolle einnehmen, um sie langfristig als Arbeitskraft zu halten. Dabei solle auf die Mischung zwischen Verhaltens- und Verhältnismaßnahmen geachtet werden. Verhaltensmaßnahmen beziehen sich auf Angebote, die die Verhaltensweisen von Mitarbeitenden direkt beeinflussen wie bspw. Ernährungskurse, Bewegungsschulungen oder Entspannungstrainings. Verhältnismaßnahmen beziehen sich auf den Arbeitsplatz und die Gestaltung der Arbeitsumgebung wie bspw. Beleuchtung, höhenverstellbare Schreibtische oder die Verfügbarkeit eines eigenen Fitnessstudios.

Faktor 4 – flexible Arbeitszeitmodelle

Was sind flexible Arbeitszeitmodelle und wer profitiert davon? Arbeit kann auf mehreren Dimensionen flexibel sein: in Bezug auf die Arbeitsdauer, Lage und Verteilung der Arbeit und den Arbeitsort. Flexibilisierung in Bezug auf die Arbeitsdauer zeigt sich etwa in der Wahl zwischen Vollzeitarbeit und Teilzeitarbeit. In Bezug auf Lage und Verteilung der Arbeit zeigt sie sich durch die Existenz von Gleitzeit. Ortsflexible Arbeit ist etwa Arbeit im Home Office. Von flexiblen Arbeitszeitmodellen profitieren besonders Mitarbeiter:innen mit familiären Aufgaben, Pendler und eigenverantwortlich Arbeitende.  Insgesamt fordern immer mehr Arbeitnehmer die Möglichkeit von flexibler Arbeit, 71% der Männer und 63% der Frauen ist das wichtig, vor allem jungen Menschen.

Faktor 5 – Weiterbildung

Welchen Effekt hat Weiterbildung für die Mitarbeiter:innen? Den Mitarbeitenden Weiterbildung zu ermöglichen, hat eine Reihe positiver Effekte. Die Leistung der Mitarbeiter:innen steigt und damit auch die Perspektiven im Unternehmen. Durch das Angebot, an einer Weiterbildung teilzunehmen, wird den Mitarbeitenden Wertschätzung gegenüber gebracht und die Motivation der Mitarbeitenden steigt. Frau Schöpp thematisierte im Zusammenhang mit dem Thema Weiterbildung auch das Thema Lernkultur. Der Begriff Lernkultur beschreibt die Art, wie im Unternehmen gelernt wird. Die Lernkultur muss evaluiert werden, um sie optimieren zu können. Maßnahmen zur Optimierung sind z.B. das Bereitstellen eines Zeit- und Geldbudgets für Weiterbildung und die Etablierung einer Feedbackkultur, in der alle voneinander lernen.

Faktor 6 - Onboarding

Was ist das Ziel von Onboarding? Neue Mitarbeiter:innen sollen frühzeitig an das Unternehmen gebunden werden, damit sie im Unternehmen bleiben und das Unternehmen nicht frühzeitig wieder verlassen. Daher fängt Mitarbeiterbindung bereits mit dem Onboarding an, welches verschiedene Phasen beinhaltet. Phase 1 ist die Zeit vor Arbeitsbeginn. Zu den neuen Mitarbeitenden wird bereits vor Arbeitsbeginn Kontakt gehalten und es erfolgen eine transparente Kommunikation und Informationsweitergabe. Phase 2 umfasst die ersten Arbeitstage. Der Arbeitsplatz muss eingerichtet sein und der/die neue Mitarbeiter:in muss das Gefühl bekommen, gut angekommen zu sein. In Phase 3 – in der Probezeit – wird der/die neue Mitarbeiter:in ins Team integriert. Auch hier ist das Gefühl „Willkommen sein“ enorm wichtig.

Mitarbeiterbindung und Gesundheit hängen also eng miteinander zusammen – denn fühlen sich die Mitarbeiter:innen am Arbeitsplatz wohl, können sich weiterbilden, flexibel ihre Arbeitsaufgaben gestalten, fühlen sich von ihrer Führungskraft verstanden oder können gesundheitsförderliche Angebote im Unternehmen nutzen, dann trägt dies zu einer besseren Gesundheit bei – was wiederum die Bindung an das Unternehmen stärkt.

Im Anschluss an den Vortrag konnten die Teilnehmer Fragen stellen oder Anmerkungen loswerden. Einige meldeten sich zu Wort. Dann ging die Veranstaltung nach vielen Informationen zu Ende.