Mit gewaltfreier Kommunikation zum gesunden Betriebsklima

Unser beruflicher und privater Alltag ist geprägt von Informationsaustausch. Ob bewusst oder unbewusst: Man kann nicht nicht kommunizieren. Und genau darin besteht die Herausforderung, denn missverständlich formuliert oder falsch verstandene Botschaften können zu Unklarheiten oder Konflikten führen. Auch vorschnelle Urteile, Forderungen, Drohungen und unterdrückte Gefühle können einer effizienten Zusammenarbeit im Weg stehen und das Betriebsklima belasten. Eine bewusst gewaltfreie Kommunikation hilft dabei, für mehr Verständnis und Empathie zu sorgen und den Unternehmenserfolg durch eine transparente Kommunikation zu fördern.

Was ist gewaltfreie Kommunikation?

Das Konzept der gewaltfreien Kommunikation wurde in den 1960er-Jahren vom Psychologen Marshall B. Rosenberg entwickelt. Rosenberg erforschte über viele Jahre hinweg menschliche Kommunikationsmuster und untersuchte dabei, inwiefern die Kommunikation zum Erleben von physischer und psychischer Gewalt beitragen kann. Dabei stellte er fest, dass sowohl in der bewussten als auch in der unbewussten Kommunikation häufig Formulierung verwendet werden, die als Verurteilung oder Forderung aufgefasst werden können. Zudem fällt es vielen Menschen schwer, ihre wahren Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen und auszusprechen. All das kann zu Missverständnissen führen oder den Gegenüber (psychisch) verletzten.

Die gewaltfreie Kommunikation basiert hingegen auf Empathie und gegenseitigem Verständnis. Sie soll dazu beitragen, dass wir uns und unsere Mitmenschen besser verstehen und auf einer transparenten und vertrauensvollen Ebene miteinander kommunizieren können. Die gewaltfreie Kommunikation ist dabei mehr als nur eine Methode oder ein formalisiertes Vorgehen. Sie beschreibt eine Grundhaltung und Lebenseinstellung, deren Aneignung Selbstreflexion und Zeit benötigt.

Wie funktioniert gewaltfreie Kommunikation?

Rosenberg entwickelte verschiedene Werkzeuge, um sein Konzept der gewaltfreien Kommunikation anwendbar zu machen. Der sogenannte „Vierschritt“ beschreibt dabei die zentralen Bestandteile der gewaltfreien Kommunikation und skizziert ihren Ablauf:

Ein erster wichtiger Schritt der gewaltfreien Kommunikation besteht darin, auf Grundlage von objektiven Beobachtungen zu kommunizieren und Interpretationen und Bewertungen bewusst zu vermeiden.

 

Ein Beispiel verdeutlicht den Unterschied:

  • Bewertung: „Nie kannst du pünktlich sein.“
  • Beobachtung: „Unser Meeting war für 10 Uhr angesetzt. Jetzt ist es 10.30 Uhr. Ich war 10 Uhr am Treffpunkt“

Im nächsten Schritt geht es darum, sich der eigenen Gefühle bewusst zu werden und diese möglichst präzise auszudrücken.

Am Beispiel:

  • Beobachtung: „Unser Meeting war für 10 Uhr angesetzt. Jetzt ist es 10.30 Uhr. Ich war 10 Uhr am Treffpunkt“
  • Gefühl: „Ich ärgere mich über dein Zuspätkommen.

Nachdem wir unserem Gegenüber verdeutlicht haben, wie wir uns fühlen, ist es wichtig, auch unsere Bedürfnisse zu kommunizieren. Wenn unsere Mitmenschen wissen und verstehen, was wir brauchen, können sie sich ihrerseits darauf einstellen und uns ggf. entgegenkommen. Unsere Bedürfnisse sind dabei sehr eng mit unseren Gefühlen verknüpft, wie das Beispiel zeigt:

  • Beobachtung: „Unser Meeting war für 10 Uhr angesetzt. Jetzt ist es 10.30 Uhr. Ich war 10 Uhr am Treffpunkt“
  • Gefühl: „Ich ärgere mich über dein Zuspätkommen.
  • Bedürfnis: „Pünktlichkeit ist mir wichtig.“

Im vierten Schritt wird schließlich eine konkrete Bitte formuliert, die dem Gegenüber verdeutlicht, was man sich wünscht und wie die eigenen Bedürfnisse erfüllt werden können. Wichtig ist an dieser Stelle zu betonen, dass es sich bei der Formulierung um eine Bitte und keinesfalls um eine Forderung oder einen Befehl handeln sollte. Zudem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Bitten und Wünsche vom Gegenüber auch abgelehnt werden können.

Verfolgt man diesen prototypischen Ablauf in einer konkreten Gesprächssituation, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich der Gegenüber nicht direkt angegriffen fühlt und stattdessen bereit ist, über das Gesagte nachzudenken und eine konstruktive Lösung zu finden. Die gewaltfreie Kommunikation eignet sich daher auch gut bei der Ansprache konfliktbehafteter oder kontroverser Themen.

Was hat gewaltfreie Kommunikation mit Gesundheitsförderung zu tun?

Gewaltfreie Kommunikation kann:

  • dazu beitragen, Missverständnisse und Konflikte zu lösen bzw. deren Entstehen zu vermeiden
  • das gegenseitige Verständnis in der Belegschaft fördern
  • für mehr Vertrauen und Empathie sorgen
  • den Teamzusammenhalt stärken
  • für klare und transparente Prozesse sorgen
  • das psychische Wohlbefinden verbessern und damit auch die physische Gesundheit stärken
  • für ein gesundes Betriebsklima sorgen

Wie kann ich gewaltfreie Kommunikation erlernen?

Die gewaltfreie Kommunikation zu erlernen und sie intuitiv anzuwenden, geht nicht von heute auf morgen. Wer seine gewohnten Kommunikationsmuster dauerhaft verändern möchte, benötigt neben intensivem Training und Zeit auch eine gute Selbstreflexionsfähigkeit und den Willen zur nachhaltigen Veränderung.

 

Bei Fragen zur gewaltfreien Kommunikation und entsprechenden Schulungsmöglichkeiten beraten wir Sie gern individuell und unverbindlich.

 

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN

  • Rosenberg, M. (2016). Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens. Junfermann Verlag: Paderborn.
  • Holler, I. (2016). Trainingsbuch für Gewaltfreie Kommunikation. Abwechslungsreiche Übungen für Selbststudium und Seminare. Junfermann Verlag: Paderborn.
  • www.gfk-info.de