Gewalt hat viele Gesichter und braucht nicht immer zwei Fäuste. Auch Worte können verletzen und zur Belastung werden – Nachbericht zur BGFZ.Live Ausgabe vom 10.10.2023

Am 10. Oktober standen die Themen Mobbing und psychische Gewalt im Mittelpunkt einer neuen Ausgabe BGFZ.Live.

Schlechte Laune, Konflikte, Mobbing – Begriffe, die wir im beruflichen und privaten Alltag häufig verwenden. Doch meinen wir wirklich Mobbing, wenn wir von Mobbing sprechen oder liegt doch eher ein Konflikt vor? Die Unterschiede zwischen den einzelnen Begrifflichkeiten sind uns oft nicht bewusst. Doch es ist wichtig sie zu kennen, um erlebtes oder beobachtets Verhalten besser einschätzen und entsprechend handeln zu können.

Aus diesem Grund begann unsere Fachexpertin Carina Duchale ihren Input auch mit der Definition von schlechter Laune, Verletzung durch Unwissen, Konflikten, Mobbing und psychischer Gewalt:

Anhand der Definitionen zeigten sich nicht nur die Unterschiede, sondern auch Schnittmengen der einzelnen Verhaltensweisen. Mobbing beispielsweise beinhaltet stets Anteile psychischer Gewalt, aber psychische Gewalt ist nicht immer mit Mobbing gleichzusetzen (vgl. Esser/Wolmerath, 2020).

Nachdem wir uns einen Überblick über die Begrifflichkeiten verschafft hatten, sprachen wir im zweiten Teil des Inputs über die Folgen von Mobbing und psychischer Gewalt für betroffene Mitarbeiter:innen und Unternehmen. Neben sozialen Problemen kann anhaltendes Mobbing auch zu physischen Erkrankungen wie Kopfschmerzen oder chronische Erschöpfungszustände sowie zu psychischen Erkrankungen in Form von Depressionen, Angststörungen oder Panikattackten führen. Aus Unternehmenssicht können Mobbing und psychische Gewalt zu erhöhten Fehler- und Krankheitsquoten, längere Krankheitsdauer und vermehrter Fluktuation und Wissensabwanderung führen. Zudem können Probleme beim Recruiting die Folge sein, wenn Mobbingfälle publik werden und das Image des Unternehmens negativ beeinflusst wird.

Um dem vorzubeugen, sollten Unternehmen und Mitarbeitende präventiv tätig werden und Angebote zur Vorbeugung von Mobbing und psychischer Gewalt in ihre betriebliche Gesundheitsförderung integrieren. Ein erster Schritt besteht darin, grundsätzlich transparent mit dem Thema umzugehen und Offenheit zu signalisieren. Aufklärungsseminare, Arbeitskreise, das Auslegen von Mobbing- und Gewalttagebüchern oder Weiterbildungen zum Thema Konfliktvermeidung bzw. Mobbingberatungen können ergänzend angeboten werden. Empfehlenswert ist auch, eine Vertrauensperson im Unternehmen zu benennen, an die sich die Mitarbeitenden bei Vorliegen oder Verdacht auf Mobbing oder psychische Gewalt wenden können.

Der aufrüttelnde Input von Frau Duchale zeigte uns deutlich, wie wichtig es ist, auch über unangenehme Themen wie Mobbing und psychische Gewalt im Unternehmen zu sprechen, denn Täter:innen und Betroffene bleiben oft über eine lange Zeit unentdeckt. Je später derartige Verhaltensweisen ans Licht kommen, desto umfangreicher sind die Folgen und Intervention sind kaum noch möglich. Im Sinne der betrieblichen Gesundheitsförderung ist daher ein aktives präventives Vorgehen zu empfehlen.

Wir bedanken uns herzlich bei Frau Duchale für den spannenden Einblick in Ihre Arbeit und freuen uns schon auf die nächste Ausgabe BGFZ.Live im November.